Es ist ein Phänomen, das zuletzt kaum mehr zu übersehen war: Die Online-Piraterie ist zurück – und zwar im großen Stil. Die Zahl der Downloads von Filmen und Serien via Bittorrent – und andere Verbreitungswege – ist über die vergangenen Jahre wieder deutlich gestiegen. Eine neue Umfrage von Cordcutting unter rund 1.000 Usern in den USA bestätigt das und liefert nun auch konkrete Belege zur Motivation.

Ein Smartphone zeigt die Icons einiger Streaming-Apps.
Immer mehr Dienste, immer mehr Geld, das dafür verlangt wird: Der aktuelle Zustand des Streamingmarkts treibt auch die Piraterie.
IMAGO/Sem van der Wal

Motivationssuche

Die wachsenden Kosten für Streaming sowie die Zersplitterung auf immer mehr Dienste sind es, die viele dazu verleiten, lieber wieder zum alten Bekannten Piraterie zu greifen. Für 36 Prozent jener Befragten, die zuletzt etwas heruntergeladen haben, war der Grund dafür, dass sie nur eine einzelne Serie oder einen Film von einem Streamingdienst sehen und dafür kein Abo abschließen wollten. Immerhin 35 Prozent geben an, dass die Abodienste für sie generell zu teuer sind.

Dahinter folgen dann alte Klassiker, also Motivationen, die auch in den Jahren zuvor oft die Piraterie angetrieben haben. 31 Prozent sagen, dass sie Filme und Serien heruntergeladen haben, weil sie in ihrem Land nicht verfügbar waren. In dieselbe Kerbe schlägt, dass 17 Prozent nicht warten wollten, bis der entsprechende Inhalt in ihrem Land erhältlich ist. Ebenfalls 17 Prozent geben an, dass sie keine Werbung sehen wollten.

In der Gen Z laden fast alle herunter

Was die Umfrage auch zeigt: Online-Piraterie ist wieder ein Massenphänomen. Jeder dritte Befragte gibt an, zuletzt Filme oder Serien heruntergeladen zu haben. Richtig unerfreulich sind die Zahlen für die Industrie aber wohl mit Blick auf die jüngere Generation: In der Altersgruppe der Gen Z hat offenbar kaum jemand ein Problem mit dem Download von kopierten Serien und Filmen. 76 Prozent geben an, das zuletzt getan zu haben.

Der Trend ist nicht mehr ganz neu, bei den Downloadzahlen hat sich bereits in den vergangenen Jahren ein deutliches Wachstum im Bereich Film- und Serienpiraterie gezeigt. Dieses verlief fast parallel zur Aufteilung neuer Filme und Serien auf immer mehr Streamingdienste. Zumal es dabei oft um Inhalte geht, die dann auch auf keinem anderen legalen Weg zu erhalten sind. Es ist davon auszugehen, dass das schärfere Vorgehen gegen Account-Sharing bei Netflix und Disney+ diese Entwicklung weiter befeuern wird.

All das löst mittlerweile auch exakt dieselben Reaktionen bei der Industrie aus, mit denen man schon vor einigen Jahren auf ganzer Linie gescheitert ist. Unter Federführung der Motion Picture Association (MPA) wird in den USA derzeit für gesetzliche Verschärfungen getrommelt. Der Zugriff auf Piraterie-Webseiten soll blockiert werden. Dass es so etwas in anderen Ländern – unter anderem Österreich – schon gibt und dort exakt nichts zur Bekämpfung des Phänomens beigetragen hat, scheint nicht zu stören. Ebenso wenig, dass solche Eingriffe in die Internet-Infrastruktur aus netzpolitischer Sicht hochproblematisch sind und entsprechende Gesetzesinitiativen wie Sopa schon vor mehr als einem Jahrzehnt nach Protesten wieder gestoppt wurden.

Was wirklich hilft

Die einzige Maßnahme, die sich über die Jahre als wirklich effektiv gegen Piraterie erwiesen hat, bleibt damit: die einfache und globale Verfügbarkeit von Inhalten zu halbwegs vernünftigen Preisen. Davon bewegt sich der Streamingmarkt derzeit aber immer weiter weg. (apo, 26.4.2024)