Ernaux Milo Rau Festwochen Antisemitismus
Veronica Kaup-Hasler (SPÖ Kulturstadträtin) verteidigt im Wiener Gemeinderat die Programmierung der Wiener Festwochen - auch gegen die Kritik sämtlicher im Gemeinderat vertretener Parteien.
APA/EVA MANHART

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hat im Gemeinderat die Mitwirkung der französischen Autorin Annie Ernaux und des griechischen Ökonomen Yanis Varoufakis verteidigt. Beiden wird ein problematisches Verhältnis zu Israel bzw. dem Terrorakt vom 7. Oktober vorgeworfen. Ernaux wie Varoufakis würden nicht persönlich auftreten, betonte sie. Zugleich hielt die Stadträtin fest, dass bei den Festwochen ein "Feld des Dialogs" bereitgehalten werde.

Es sei wichtig, das demokratische Gespräch aufrecht zu erhalten, befand Kaup-Hasler in der Fragestunde. Intendant Milo Rau, der das Programm verantworte, habe seine künstlerischen Positionen bereits überzeugend dargelegt, hielt sie fest. "Für Antisemitismus gibt es bei den Festwochen keinen Platz", versicherte sie.

Die Wiener Festwochen rufen ab 17. Mai unter ihrem neuen Intendanten Rau die Freie Republik Wien aus. Ernaux und Varoufakis wurden als Mitglieder eines "Rats der Republik", einer Art fiktiven Parlaments, ausgewählt. Dies sei ein künstlerisches Format, gab die Ressortchefin zu bedenken. Ein Auftritt der beiden genannten Personen sei nicht geplant.

Es gehe um eine "Spiegelung des gesamten gesellschaftlichen Spektrums". Ein Austausch unterschiedlicher Positionen müsse möglich sein, zeigte sich Kaup-Hasler überzeugt. Sie versicherte obendrein, keinen Einfluss auf die Kuratierung genommen zu haben bzw. zu nehmen.

Pro BDS

Literaturnobelpreisträgerin Ernaux unterstützt die Israelboykott-Kampagne BDS, ist aber kein Mitglied. Die Organisation spricht sich in Teilen gegen das Existenzrecht Israels aus. Ökonom Varoufakis hat eine Petition für den Ausschluss Israels von der Venedig-Biennale unterschrieben, im Text wird Israel "Völkermord" vorgeworfen, der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober dagegen völlig verschwiegen.

Die Politik in Wien hat sich bereits geschlossen ablehnend zu der geplanten Mitwirkung der französischen Autorin geäußert. Kürzlich wurde im Gemeinderat ein entsprechender Resolutionsantrag von allen Parteien unterstützt - also auch von der SPÖ. "Ernaux ist nicht nur bekennende Unterstützerin der BDS-Bewegung. Sie hat sich auch 2019 an Aufrufen zum Boykott des in Tel Aviv ausgetragenen Eurovision Song Contest beteiligt, die Begnadigung Georges Abdallahs gefordert, der 1982 einen amerikanischen Offizier und einen israelischen Diplomaten getötet hat, und 2021 einen Brief unterstützt, der Israel der Apartheid bezichtigt", hieß es im Antrag. (APA, 22.4.2024)