Jugendlicher mit Brille sieht besorgt auf Laptop
Große Teile der Befragten waren schon einmal von Hass im Netz betroffen.
Andrew Brookes via www.imago-ima

Wien – Die Bundesjugendvertretung (BJV) fordert mehr Maßnahmen gegen die Diskriminierung junger Menschen im Bildungsbereich und am Arbeitsmarkt. Diskriminierungserfahrung wirke sich negativ auf die Beteiligung und Einbindung von Jugendlichen aus, erklärte der BJV-Vorsitzende Sabir Ansari bei der Präsentation der Ergebnisse des EU-Jugenddialogs am Montag. "Junge Menschen haben ein Recht auf Beteiligung, und im heurigen Wahljahr ist das besonders wichtig", so Ansari.

Diskriminierung in allen Lebensbereichen

In einer im Rahmen des EU-Jugenddialogs in Österreich durchgeführten nicht repräsentativen Online-Umfrage gaben 65 Prozent der Befragten zwischen 14 und 30 Jahren an, dass es in der Umgebung, in der sie leben, zu Diskriminierung kommt. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) hat demnach bereits selbst Diskriminierung erlebt. Bei den von Jugendlichen in freiwilligen Kommentaren angegebenen Erlebnissen zeige sich, dass Diskriminierung alle Lebensbereiche betreffe, so Ansari. So wurde etwa über Ablehnungen von Bewerbung wegen des Tragens eines Kopftuchs oder Benachteiligung wegen eines nicht-deutschen Namens sowie über Diskriminierung durch Lehrpersonen aufgrund der Hautfarbe berichtet.

Ein präsentes Problem für Jugendliche ist auch Hass im Internet. Laut der Befragung haben 85 Prozent der Jugendlichen Hate-Speech im Internet beobachtet, 45 Prozent war bereits selbst von Hate-Speech im Internet betroffen. Die Bundesjugendvertretung sieht daher großen Handlungsbedarf für die Politik und fordert einen Ausbau von Medienbildung und Antidiskriminierungsmaßnahmen. Zudem müssten die großen Internetplattformen mehr in die Pflicht genommen werden, fordert die gesetzlich verankerte Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche.

Handlungsauftrag an die Politik

Bildungseinrichtungen wurden in der Befragung, an der sich zwischen September und Dezember 480 Jugendliche beteiligten, mehrheitlich als ein Ort wahrgenommen, an dem man sich dazugehörig fühlt. Allerdings gaben 46 Prozent der befragten Jugendlichen an, dass sie nicht das Gefühl haben oder unsicher darüber sind, ob Lehrerinnen und Lehrer ihre Bedürfnisse auch verstehen. Größer ist laut BJV das Vertrauen in die Jugendarbeit, hier fühlen sich 44 Prozent verstanden. Zugleich sind 30 Prozent unsicher oder haben das Gefühl von Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern nicht verstanden zu werden.

Vor der EU-Wahl in eineinhalb Monaten sieht die BJV in dem Ergebnis einen klaren Handlungsauftrag an die Politik, alle Menschen im Wahlalter zu erreichen und ihnen die Möglichkeit zu geben, wählen zu gehen. Die Bundesjugendvertretung bietet daher ab kommender Woche eine Wahlinfobroschüre mit niederschwelligen Informationen und einen Jugendcheck der Parteien an. (APA, 22.4.2024)